Um über Globalisierung zu diskutieren, Stellung zu nehmen oder Analysen auszubreiten bedarf es einer grundsätzlichen Begriffsbestimmung. Ohne diese ist es wahrscheinlich, dass man aneinander vorbei argumentiert und völlig unterschiedliche Sachverhalte benennt, obwohl man von Globalisierung redet.
Wikipedia liefert die gebräuchlichste Definition, die auch als Common Sense gelten kann. Persönlich verwende ich diese ebenfalls.
„Der Begriff Globalisierung bezeichnet zum einen den Vorgang, dass internationale Verflechtungen in vielen Bereichen zunehmen, und zwar zwischen Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten.“
Ein „zum anderen“ bleibt Wikipedia schuldig, das ist im Meer der Aktualisierungen untergegangen.
Dies ist keine Erscheinung der letzten hundert Jahre, diese Verflechtungen existieren seit Jahrhunderten. Im Kern seit Jahrtausenden und wurden zu einem Grundprinzip menschlichen Zusammenlebens.
Faktenlage
Diese These lässt sich einfach und unkompliziert darstellen. Es sind eine Vielzahl von Belegen und Quellen, die dies stützen und offensichtlich machen.
Gehen wir auf einen frühen Aspekt der Globalisierung zurück, den weltweiten Handel. Aus technischer Limitierung hauptsächlich auf den jeweiligen Kontinent beschränkt, war gerade der geographische Verbund von Europa, Asien und Afrika schon immer eine gemeinsame Handelszone mit allen Konsequenzen.
Historische Beispiele
Beispiel und Beleg dafür ist nicht nur die Verbreitung der Bandkeramik darunter Funde wie der so genannte Ötzi. Die Gletschermumie, nicht der Musiker. Sondern auch die von Herodot beschriebenen Handelsstraßen. Herodot erwähnt die Dschungarische Pforte. Er ist Zeuge von Handelsverbindung zwischen Zentraleuropa und Asien bis weit hinter Kasachstan und Mongolei. Da findet sich auch die Seidenstraße und die Persische Königsstraße, Handels- und Informationswege, jahrtausendealte Globalisierung.
Schon damals waren die Grenzen von Handel und Wirtschaft nur durch die Grenzen der Transporttechnik bestimmt. Konnten die Waren soweit transportiert werden ohne Schaden zu nehmen, konnte man den Seeweg zurücklegen ohne dass die Mannschaft des Schiffes verhungerte oder verdurstete? War man sicher vor Überfällen illegaler Banditen oder zehrten die Zölle legaler Beamter den Warenwert auf?
Wenn man Globalisierung aufhalten könnte oder sollte, dann ist es Tausende von Jahren zu spät.
Nur Tradition oder bewährtes System?
Inzwischen wurden zum Warenhandel in der Zeit des Merkantilismus auch noch die Finanzströme und das Devisenprinzip verankert und Teil der menschlichen Lebenswelt. Damit wurden zu den Transportwegen der Güter auch erste virtuelle Wege für Geld und ökonomische Rechte geschaffen. Reiter, Semaphoren, Telegrafen – die Technik beschleunigte den Informationsfluss, aber erhöhte nicht mehr die Reichweite, seit mehreren hundert Jahren ist bargeldloser Zahlungsverkehr ein Ausdruck der Globalisierung. Sobald die Technik existierte drückte sie sich in einer Intensivierung der globalen Vernetzung und Zusammenarbeit aus.
Greueltaten wie Sklavenhandel und Kolonialismus waren und sind kein Aspekt der Globalisierung und existieren von dieser losgelöst, benötigen sie nicht einmal. Weder begünstigt die Globalisierung diese Verbrechen, noch sind diese auf eine globalisierte Welt angewiesen.

Dagegen schafft die arbeitsteilige Industrialisierung mehr Sicherheit vor Sklavenhandel und Kolonialisierung wenn freie Menschen die Interessen der unterdrückten, geknechteten und ausgebeuteten Menschen an anderen Stellen des globalen Netzes vertreten und unterstützen. Ohne das Geflecht der Globalisierung gäbe es keine Möglichkeiten Einfluss zu nehmen und für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzutreten und diese ebenfalls zu globalisieren.
Hat das Cyber-Age etwas verändert?
Sei es das Internet im Allgemeinen oder Facebook, Google, Baidu und Yandex im Einzelnen, erst die Globalisierung ermöglicht diese Systeme und ihre Synergieeffekte für viele Menschen. Hier entsteht in den letzten Jahren auch in der Peer-Kommunikation ein globalisierter Raum des Austauschs von Informationen, Meinungen und des Wissensbildung.
Auch die Kultur hat mit der weltweiten Rezeption der Werke von Beethoven, den Beatles, Queen, Psy oder Miley Cyrus genauso Globalisierung gezeigt wie bei Literatur, Bildhauerei und Malerei. Wobei dies ein Gebiet ist in dem die Globalisierung erst mit der Verfügbarkeit von Übersetzungssystemen, nicht nur für Sprache sondern auch für spezielle Idiome und Symbole, Fortschritte machen wird.
Umweltschäden und Umweltschutztechniken breiten sich global aus. Landminen und Minenräumtechniken. Genverändertes Saatgut und bio-dynamischer Anbau. Burka und Nudismus. Diese Welt ist eine Welt.
Fazit
Globalisierung aufhalten entspräche dem Versuch den Sonnenaufgang aufzuhalten, die Erde in eine teilbare Scheibe zurückzuverwandeln. Eine Restauration der Steinzeit vor Entdeckung von Bronze und Eisen. Die Globalisierung wäre nur durch Zerstörung der Zivilisation erreichbar. Eine verstörende Absicht.
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