50 Millionen Umweltflüchtlinge bis 2010 hatten die Expertengremien der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) 2005 prognostiziert. Die UNEP mit Sitz in Nairobi wurde damals von Klaus Töpfer geleitet.  Jetzt stellt man fest, dass die Bevölkerung in den Gebieten wächst, für die man Fluchtbewegungen vorhergesagt hatte. Der naheliegende Schluss aus diesem Ergebnis – die Prognosen sollen desaströs falsch gewesen sein. 

Aber die UN begreift die eigene Voraussage nicht und Medien schließen sich diese Fehlinterpretation an.   In der ursprünglichen Ankündigung geht es um Refugees (Flüchtlinge) nicht um Migrants (Auswanderer). Selbst in Japan gibt es momentan viele Zehntausende Flüchtlinge aus dem Tsunami-Gebiet. Es gibt durchaus Wanderungsbewegung aus klimatischen Gründen. Selbst die Nordafrikaner, die jetzt über Italien nach Europa kommen sind eine Folge dieser Wanderungen innerhalb der Regionen.

Klima-Flüchtlinge

Wer mit seiner Farm im mittleren Westen der USA wegen Dürre scheitert, und mit seiner Familie in die Slums der Großstädte zieht, gehört zu dieser Gruppe der Klimaflüchtlinge. Wenn ich mir die Zahlen dazu in den UN-Veröffentlichungen ansehe und davon ausgehe, dass es eine kumulierte Zahl ist, dann sind 50 Millionen viel zu niedrig angesetzt gewesen. Man muss sich nur die Wanderungsbewegung aus dem Innern der Länder in die Küstenstädte ansehen um auf wesentlich höhere Zahlen zu kommen.

Nairobi, Sitz der UNEP

Selbstverständlich kommen bei all den Wanderungsbewegungen auch noch weitere Auslöser hinzu, Sekundär-Motivationen, veränderte politische Situationen, ethnische Verfolgung. Aber viele dieser Ursachen lassen sich mit auf klimatische Veränderungen zurückführen. Nicht nur, aber auch. Die Frage ist demnach ob sich die Umsiedlung auch ohne Klimaänderungen in diesem Ausmaß abspielen würde. Und das lässt sich verneinen. Die Effekte wirken sich im mehrjährigen Mittel in zwei Richtungen aus, belastete Gebiete verlieren an Bevölkerungsdynamik, unbelastete oder bevorteilte Gebiete gewinnen an Attraktivität und haben steigende Zuwachsraten.

Forderungen für die Zukunft

Um die Effekte zu ermitteln gilt es die Veränderung der Bevölkerungsdynamik zu ermitteln und mit einer Fortschreibung der Vergangenheit zu vergleichen. Wo sind die Wachstumsraten gestiegen, wo gibt es klimatisch belastete Regionen in denen sie schwächer stiegen oder gar schrumpften? Welche Bevölkerungsverschiebungen hätten sich in gleichen Gebieten ergeben, wenn sich die Trends der Vergangenheit linear fortgesetzt hätten? Hier hätte ich mir eine fundierte und wissenschaftlich tragfähige Betrachtung gewünscht, keine oberflächliche Deutung von Zahlentabellen.

Wieder einmal wurde versucht einen komplexen Vorgang zu simplifizieren und Teilaspekte zu ignorieren. Und wieder sind die Teilaspekte wesentlicher Teil des Sachverhalts. Vorurteile im wissenschaftlichen Raum und nichts anderes sind diese Einschränkungen der Betrachtung, sind nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr entschuldbar.

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Update Februar 2013