In Deutschland gibt es derzeit einen Sondereffekt, der die Konjunktur speist – das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Aktuell sparte uns die Wind- und Solarkraft den Import von Steinkohle, Uran, Gas und Öl im Wert von über 90 Mrd. Euro. Jedes Jahr steigt dieser Betrag um über 10%. Teils durch Anstieg des Anteil des Erneurbaren, teils durch Preissteigerung der fossilen Energieträger. Wobei unbekannt ist wie ohne Erneuerbare die zusätzliche Nachfrage die Preise nach oben treiben würde. Vielleicht würde Deutschland inzwischen 150 Mrd. Euro zusätzlich importieren.
Trotzdem wird mehr und mehr Energie gebraucht und gekauft. Die Erlöse fließen nicht mehr in die Taschen irgendwelcher Rohstoffkonzerne, Regime oder Scheichs. Mehr und mehr bleiben sie im Inland. Über Dreiviertel gehen an private Anleger und Betreiber oder an mittelständische Unternehmen. Davon wiederum fließt der Großteil in die regionale Wirtschaft und den Binnenmarkt. Das schafft Nachfrage. Nach Waren und Dienstleistungen. Und damit offene Stellen.
Nur eine Seite der Veränderungen
Gleichzeitig wandern jedes Jahr rund 800.000 aus und fast so viele wandern ein. Daneben sterben 250.000 mehr als geboren werden. Weil nicht alle davon gearbeitet haben und wegen der demoskopischen Verschiebung mindert sich die Zahl der Arbeitstätigen nur rund 180 Tausend.
Dem gegenüber stehen jedes Jahr eine Viertelmillion Einbürgerungen und zusätzlich noch mehr erteilte Daueraufenthaltserlaubnisse. Diese münden mit Zeitversatz größtenteils in die Einbürgerung und viele der Betreffenden ausreisen auch wieder aus. Es bleibt ein Defizit.
Wären in der Kosovokrise nicht 4,5 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, wären nicht schon im Vierteljahrhundert danach zwischen 50.000 und 150.000 Asylbewerber jedes Jahr gekommen, die deutsche Bevölkerung wäre seit der Einheit um 5 Millionen geschrumpft. Das Rentenalter wäre schon jetzt auf 70 Jahre statt 67 geklettert. Und die Sondereffekte des Wegfalls der Energieträgerimporte wären verpufft. Das Geld wäre ins Ausland geflossen weil in Deutschland schlicht die Gelegenheit fehlen würde es auszugeben. Der Pflegenotstand wäre eine menschliche Tragödie biblischen Ausmaßes. Zerfall und der Zahn der Zeit würde einem an jeder Ecke anschauen. Zustände wie man sie aus den USA kennt.
Glückliche Fügung
Neben all den humanitären Gründen ist die „Flüchtlingsflut“ für Deutschland gleichwertig mit den Nil-Fluten im antiken Ägypten. Ein Geschenk des Schicksals, das eine Quelle der Kraft ist.
Denn auf der ökonomischen Seite ist diese Zuwanderung vergleichbar mit der deutschen Einheit. Nur dass diese Zuwanderung kein schrottreifes Land mitbringt, das saniert werden muss. Im Gegenteil, sie ist frei von allem Ballast. Eine Zuwanderung mit überdurchschnittlichen Sprachkenntnisse. Aus einer Kultur mit schnellerem Internet. Und einer genauso säkularen Gesellschaft voller Twitter-, FamilyGuy-, GoT- und Facebook-Anhängern wie es die aufnehmende ist.
Vor über 20 Jahren haben wir in wirtschaftlich schlechteren Zeiten über 4 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, integriert und „ausgenutzt“. Es kann mir keiner erzählen, dass die gegenwärtige Generation dazu zu blöd sein soll, zu unfähig und zu dumm. Der einzige Unterschied ist eine Schicht von SocialMedia-Kommentatoren und politischen Akteuren, die Gerüchte, Unsinn und Bedenken streuen und damit die Realität überdecken. Dies kann nur im Interesse der internationalen Konkurrenten und der Lieferanten der fossilen Energieträger sein.
Risiken der Zuwanderung
Weit verbreitet ist das Framing von Flüchtlingen als Quelle der Kriminalität. Die Statistiken erzählen eine andere Geschichte. Die Quote der Kriminellen ist sowohl unter Ausländern, als auch unter Flüchtlingen, niedriger als unter den eingesessenen Staatsbürgern. Ausnahmen gibt es nur bei einzelnen Nationalitäten, in deren Herkunftsländern es keine Rechtsstaatlichkeit gibt. In allen Fällen herrschen dort Autokraten. An der Spitze liegt deshalb die russische und türkische organisierte Kriminalität. Aber auch diese stehen hinter dem Ausmaß der deutschstämmigen Kriminalität zurück.
Die Logik ist leicht verständlich. Flüchtlinge haben schlicht nicht das Equipment für Kleinkriminalität und nicht die Gelegenheit für weiße-Kragen-Taten. Umgekehrt haben sie einen deutlich höheren Anteil an den Opfern. Billige, schlecht gesicherte Unterkünfte, Frauen aus patriarchalen Gesellschaften, da ist Diebstahl und Vergewaltigung nicht weit. Es ist eine Immigration der Opfer. Rein rechnerisch wird der durchschnittliche Deutsche dadurch sicherer, weil an seiner Statt ein Flüchtling zum Opfer wird.
Das gilt auch für Terroranschläge und Amokläufe. Auch hier ist das Bild vom Rechtsextremismus geprägt, dessen einheimische Täterschaft nicht erst seit RAF und Oktoberfest-Attentat die Todeszahlen anführt.
Für den Alltag gilt, jede Klappleiter ist ein größeres Risiko als Terrorismus. Durch technische mangelhafte Konstruktion von Leitern stürzen jährlich (jährlich!) über 4000 Menschen allein in Deutschland zu Tode. 4000! Jedes Jahr. Das sind seit dem Zweiten Weltkrieg mehr Menschen als eine Stadt wie Darmstadt oder Mannheim Einwohner hat. Und? Bricht jemand angesichts einer Klappleiter in Panik aus?

Wird etwas unternommen? Weltweit bringen schlecht konstruierte Leitern mehr Menschen um, als jemals durch terroristische Anschläge starben. Selbst die Wahrscheinlichkeit vom Blitz erschlagen zu werden oder bei einem Zugunglück zu sterben ist höher. Und die sind in leichter vermeidbar, trotz höherer Gewalt.
Konsequenzen
Und das ist auch die Erfahrung der Arbeitgeber. Millionen Flüchtlinge haben inzwischen einen Job gefunden und Wurzeln in Deutschland geschlagen. Ohne dass es zu Massenarbeitslosigkeit geführt hat. Im Gegenteil. Einerseits besetzen eine Million Zuwanderer nur 400.000 Arbeitsplätze, andererseits führt der Bedarf diese Million Menschen zur Schaffung von fast 300.000 neuen Arbeitsplätzen. Sie brauchen Wohnraum, Haushaltsausstattung und mehr. Dazu der ganz normale Lebensbedarf. Deshalb steigt der positive Effekt auf den Arbeitsmarkt, die Entlastung, erst mit der Deckung des Grundbedarfs.
Deshalb braucht Deutschland im langjährigen Mittel eine Netto-Zuwanderung von über einer Million Menschen. Um nachhaltiges Wachstum zu erzeugen sogar rund 2 Millionen Zuwanderer.
Die nächste Frage ist, wie kann man diese Flüchtlingsströme instrumentalisieren und gezielt nutzen. Welche Ursachen gibt es für die Flucht und warum landet nur ein Bruchteil der 70 Millionen Flüchtlinge weltweit in Europa und ein Teil in Deutschland.
Ein Aspekt sind geografische und politische Barrieren. Asiatische Flüchtlinge können zumeist den Himalaya nicht überqueren oder die Wüsten der Mongolei. Flüchtlinge der beiden Amerikas nicht den Atlantik. Damit bleibt die Frage nach den Flüchtlingen aus Afrika. Einem Gebiet, das sowohl Wirtschaftsflüchtlinge als auch Klimaflüchtlinge beheimatet. Und da stoßen wir auf Israel, den Palästinakonflikt und Interessen Dritter ihn am Leben zu halten.
Warum bleibt der Nahe Osten destabilisiert – eine Mutmaßung?
Der Nahe Osten wurde destabilisiert, weil er die Landverbindung zu Afrika ist. Und weil man verhindern will, dass es eine große Zu-Fuß-Völkerwanderung aus Afrika gibt. Eine Völkerwanderung, die wirklich eine Migrationskrise wäre. Da stünden dann nicht 10.000 jedem Tag an der europäischen Grenze, sondern 100.000 und mehr. Das wäre eine Krise.
Und dann sehe ich noch den zweiten Grund. Der aber nicht nur den Nahen und Mittleren Osten betrifft sondern zahlreiche Krisengebiete und Unrechtsstaaten um den Globus. Ein globales Problem bis hin zur Russischen Föderation und ihrer Nachbarstaaten wie Usbekistan und Weißrussland. Es sind faktisch rechtsfreie Räume in denen das organisierte Verbrechen agieren kann.
Dort können sie Geld waschen, sei es aus dem Handel mit Drogen, Menschen oder Waffen. Sei es aus Prostitution. Oder mit legalen unversteuerten Tätigkeiten verdient. Diese geschätzten 400 bis 600 Milliarden Dollar (UN-Schätzung) können in diesen Ländern investiert werden, meist ganz legal. Das sind Gebiete, die der feuchte Traum jedes Warlords, Libertären und anderer Ayn-Rand-Junkies sind.
Damit wird eine wichtige Quelle der Zuwanderung, der afrikanische Kontinent, von Europa abgeschnitten.
Ansätze zur Lösung
Hier ist es am vordringlichsten die Klimakatastrophe nicht nur aufzuhalten, sondern das Rad zurückzudrehen. Die Treibhausgase auf den Stand von 1800 senken. Das senkt den Druck und reduziert die sonst überwältigende Zahl der zukünftigen Flüchtlinge.
Nur so kann es auf dem afrikanischen Kontinent eine Auswanderung geben, die nicht schädlich ist. Kein Brain-Drain, keine verwaisten Landstriche und kein Zusammenbruch der Zivilgesellschaft. Moderate Auswanderung aus vielen Ländern führt dann immer noch zu einer nennenswerten Zuwanderung in Europa.
Da das Nah-Ost-Problem nicht mit einem Fingerschnippen verschwindet benötigt Europa eine andere Lösung. Der Seetransport ist eine, statt Frontex dann Migex. Die Migration Expedition, den Boatlift nach Europa. Ohne Beurteilung der Flüchtenden, im Vertrauen auf die Zufälligkeit des Schicksals und der Statistik. Denn bei erfolgreicher Integration ist die Gesellschaft ist das Potential der zweiten und dritten Generation viel höher als das der einheimischen Bevölkerung.
Fluchterfahrung, kulturelle und sprachliche Vielfalt sind stimulierende Faktoren für Heranwachsende. Wenn man sie nutzt. Und hier fehlen sowohl Strukturen als auch das Bewusstsein in Deutschland.
Deshalb reicht die Arbeit nicht nur für alle Flüchtlinge, sie schafft auch neue Arbeit(sfelder) und neue Arbeit(splätze) im Land.