Ende Juli hat Münchens Stadtrat beschlossen, dass weiterhin keine Stolpersteine auf städtischem Grund verlegt werden dürfen. Für die Aktivisten der Initiative Stolpersteine für München um Terry Swartzberg ist es eine schmerzhafte Niederlage.
Dazu muss aber jetzt noch sagen, dass der Amerikaner Swartzberg, der für die Herald Tribune schreibt, selbst Jude ist, gerne Stolpersteinverlegungen vornehmen würde und zahlreiche Anfragen von jüdischen Nachkommen hat, die sich irgendwo in München einen Stolperstein für ihre Angehörigen wünschen.
Man kann es noch genauer sagen, er ist liberaler Jude, Mitglied der Beth Shalom Gemeinde, die sich Pro-Stolpersteine positioniert. Die Israelitische Kultusgemeinde um Frau Knobloch vertritt bei weitem nicht alle Juden und selbst innerhalb des IKG sind Frau Knoblich und ihre Traditionalisten nur gerade so mehrheitsfähig.
Der Stadtrat sieht aber die Position der IKG als maßgeblich und ignoriert Positionen anderer Juden in München.
„Die Stolpersteine haben den Vorteil, dass sie dort die Menschen ansprechen, wo das Verbrechen den Ausgang genommen hat, mitten in der Bevölkerung. Es ist ja kein Verbrechen, das irgendwo am Rande geschehen ist, sondern mitten in der Bevölkerung. Das ist für mich das wichtigste Argument.“
Jan Mühlstein, Vorsitzender der Liberalen Jüdischen Gemeinde München Beth Shalom
„Die Diskussion bedauere ich natürlich sehr, aber sie dauert schon sehr viele Jahre und sie wird bestimmt durch die Ablehnung der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Frau Knobloch. Eine Ablehnung, deren Begründung mit Schmutz und Betreten der Steine begründet wird – also ich kann das nicht akzeptieren. Die Steine sind kein Friedhof, sie sind ein Stein des Anstoßes, damit wir Bürger damit konfrontiert werden und dadurch ins Gespräch kommen. […] Also ich kann es nicht nachvollziehen und die Fälle, wo die Steine beschädigt wurden ist, gemessen an der Zahl der Verlegten, fast bei null [Anm.d.V. dazu zählen auch die in München durch die Stadt entfernten zuerst verlegten Stolpersteine]. Was ich vor allem nicht verstehen kann und auch nicht verstehen will ist diese Majorität, die nun die Meinung der Frau Knobloch hat, man kann ja gar nicht sagen der Israelitischen Kultusgemeinde, sondern von Frau Knobloch und einigen anderen. Aber vor allem deshalb weil ich als Befürworter hier nicht diese Beachtung finde. Frau Knobloch ist so alt wie ich, nur ein paar Wochen älter, Frau Knobloch ist verfolgt worden, ich bin verfolgt worden, warum jetzt diese Meinung der Frau Knobloch vorherrschend ist gegenüber meiner, also ich kann das nicht akzeptieren.“
Ernst Grube, Holocaustüberlebender. in München lebend, 83 Jahre

Und damit sich jeder selbst ein Bild machen kann von den verschiedenen jüdischen Gemeinden in München:
Und das Bild in der Lokalpresse:
- Süddeutsche (31. Juli 2015) – Stolpersteine in München Streit ohne Ende
- Süddeutsche (31. Juli 2015) – Terry Swartzberg Lautsprecher in Sachen Stolpersteine