Helmut Heinrich Waldemar Schmidt (* 23. Dezember 1918 in Hamburg)
Der Altkanzler wird 95 Jahre alt. Früher hätte man gesagt, dass es ein biblisches Alter ist, aber heute ist es ein ganz bürgerliches. Es wird immer häufiger erreicht und er war einer, der daran wesentlichen Anteil hatte es möglich zu machen. Die Gesellschaft so zu verändern, dass dieser Fortschritt möglich wird, das war er. Über seine Verdienste zu reden, über seine kontroverse Rezeption, dass er geliebt und gehasst wird, verachtet und verehrt, erübrigt sich. Sein Schaffen und seine Präsenz sind Teil des deutschen Zeitgeist. Für alle, die ihn noch nicht kennen, gibt es Wikipedia.
Deshalb hier zu seinem 95. Geburtstag keine Gratulation zum Älterwerden. Sondern einfach Danke sagen für eine viel zu wenig gewürdigte Tat. Die Schaffung der gemeinsamen europäischen Währung und die Abkehr von der DMark und ihrem inflationären Schicksal.
Sein größtes Werk
Im März 1971 hatte der Europäische Ministerrat bereits beschlossen zu einer europäischen Ersatzlösung zu kommen. Das Bretton-Woods-Systems hatte ein schnelles Ende gefunden. Die Entscheidungsprozesse waren in einer kleineren EU auch schon langwierig und holprig. In diesem historischen Moment war es Helmut Schmidt, der handelte. Der mit einem drohenden deutschen Staatsbankrott im Rücken zu regieren hatte. Mit dem Erbe seines Vorgängers, Inflationsraten kurz vor der Zweistelligkeit. Er beschaffte sich die Unterstützung seiner europäischen Kollegen. Entwarf mit dem EWS eine Dreistufenlösung, deren letzte Stufe der 1999 eingeführte Euro war.
Seit 14 Jahren ist diese letzte Phase seines Werkes am Wirken. Nie gab es eine stabilere Währung unter den großen Weltwährungen, wie diesen Euro. Auch das ist ein Verdienst des Altkanzlers. In Zeiten mehrer Weltwirtschaftskrisen seit der Jahrtausendwende hat sich dieses große Werk bewährt. Im Gegensatz zum US-Dollar, der in manchen Jahren zweistellig an Wert verliert, glänzt die europäische Währung durch Stabilität. Sie trotzt größeren Angriffen krimineller Spekulanten, wie der Spekulation mit griechischen Staatsanleihen oder dem geplatzten Immobilien-Hype in einigen Mitgliedsländern. Dass Europa nicht das Schicksal von Großbritannien, Japan oder den USA teilt, ist auch eine Folge seiner Großtat.
Die Konsequenzen
Dass gerade er, der Freund Amerikas, damit dessen Schwächung und die Stärkung des Alten Mannes Europa bewirkt hat, muss man ihm nicht verzeihen.
Wenn man sieht, wie sich die unabhängige und selbstständige DMark in Zeiten der Währungsschlange (1970-77) entwickelt hat, dann kann man diese Großtat gar nicht genug preisen. Dass wir heute alle eine Chance haben dieses ehemals biblische Alter zu erreichen, weil wir ein reiches Land mit entwickelter Infrastruktur und Gesundheitsversorgung sind, eine prosperierende Gesellschaft, die sich vom Dünkel der Nachkriegszeit in eine liberale und weltoffenen Gemeinschaft entwickelt hat, dann ist das nicht zuletzt dem Wirken des großen Sohns der Stadt Hamburg zu verdanken.
Danke, Helmut Heinrich Waldemar Schmidt aus Hamburg und Alles Gute!
Nachtrag vom 23.11.2015: Nachruf von Valéry Giscard d’Estaing – Das war der Anfang des Euro