Wir haben Holocaust-Denkmäler errichtet, Gedenkstätten gepflegt, Ausstellungen über das Dritte Reich veranstaltet und das Grauen präsent gehalten.
Es hat nichts genützt, sie sind wieder da.
Und warum? Weil wir versäumt haben die aktuellen Demokratie präsent zu halten, Ausstellungen über herausragende Philosophen der modernen Gesellschaft zu veranstalten, die pluralistische Streitkultur zu pflegen und nicht zu vergessen der offenen Gesellschaft Denkmäler zu errichten.
Warum nicht einen Bismarck vom Sockel stürzen und den Frauenrechten aus den 1970ern ein Denkmal setzen, beispielsweise mit einer Figur der Katharina Focke?
Warum nicht monarchistische Umtriebe, solange sie nicht nur folkloristische Tradition bedienen, als verfassungsfeindlich untersagen?
Warum nicht in der weiterführenden Schule Staatsbürgerkunde einführen und die Prinzipien und Werte eine dynamischen, pluralistischen Demokratie erklären?
Als Ü50 Bürger bekenne ich: Wir haben versagt. Wir haben der Idiocracy Raum zum Gedeihen eingeräumt. Wir haben die „alte Schuld“ zelebriert und damit vermieden die Augen für die „neue Schuld“ zu öffnen.
Wir haben den neuen Rassismus und Nationalismus eines Thilo Sarrazin millionenfach in die Haushalte gelassen, wir haben dem ökonomischen Defätismus eines Hans-Werner Sinn öffentliche Beachtung eingeräumt, wir haben die Fortexistenz der Würdigung feudaler Regime akzeptiert und deren Einfluss auf die freiheitlich-demokratische Gesinnung der Bevölkerung unterschätzt.
Wir und nur wir haben diesmal Schuld. Eine neue Schuld.