Hat man sich vor ein paar Tagen gefreut, dass Monsanto sich mit seinen GMO-Aktivitäten aus Europa zurückziehen würde, so stellt sich das Ganze nun als Paradigmenwechsel heraus. Keine neuen Anträge, aber verstärkte Aktivitäten die laufenden Verfahren zum Sieg für Monsanto zu führen. Man will den Fuß in die Tür bekommen um sie dann irgendwann aufstoßen zu können.

Ist erst einmal die europäische Biosphäre mit einzelnen GMO-Saaten und -Pollen kontaminiert, dann würde es weniger Gründe geben neue von der Zulassung auszuschließen. Das erinnert an die Vorgehensweise der Menschenhändler in der Zwangsprostitution, Versprechungen, Vergewaltigung, Prostitution, Lohnsklaverei. Erschreckende Parallelen.

Für mich persönlich ist es eine Form des Terrors, als Allergiker habe ich meine Problem mit genverändertem Raps, der sich inzwischen in Senf ausgekreuzt hat und ich nicht mehr an jeder Würstchenbude einfach Senf dazu nehmen lässt, sondern erst ein vorsichtiges Verkosten erfordert. Schließlich möchte ich nicht mit faustgroßer Zunge beim Notarzt landen und vielleicht beim nächsten Mal einen Luftröhrenschnitt brauchen weil die Atmung gar nicht mehr geht.

Disclaimer?

Ja, ich bin persönlich betroffen. Ja, ich habe inzwischen manchmal Angst im Alltag. Mehr Angst vor verunreinigter Nahrung, vor Saaten mit Antibiotika-Markern und seltsamen Chimären aus den Bastelstuben realer Frankensteins, die sich ihre Gen-Monster aus den Bruchstücken vielerlei Herkunft zusammensetzen. Was interessiert mich al-Qaida, da sind Textilfabrikanten in Bangladesh gefährlicher, deren Häusereinsturz mehr Menschen tötet als ein Flugzeug im WTC. Was interessiert mich Frau Z. und die NSU, da hat jeder betrunkene Busfahrer mehr Tötungspotential. Meine realen Risiken sind Passivrauchen, Krebs und Allergien.

Und Monsanto kann die letzten beiden Gefahren im Alltag real werden lassen. Und sie haben auch noch eine Glyphosat-resistente Tabakpflanze im Programm – nur, die muss ich nicht rauchen. Aber wer weiß wieviel des Tabaks in importierten Zigaretten, Feinschnitt und anderen Tabakprodukten von derartigen Pflanzen stammt, die vielleicht auch noch Insektizide selbst erzeugt haben, die jetzt mit verbrannt bzw. geraucht werden. Wird Tabak bei der Einfuhr in die EU untersucht?

Da sind wir beim nächsten Problem – mangelnde Transparenz. Keine Informationen, keine Interessenvertretung der Bürger durch den Staat bei der Informationsgewinnung, ohne Aktivisten und freie Wissenschaft wäre man hier hilflos ausgeliefert. Schon das reicht um einem Angst zu machen und depressiv werden zu lassen. Vielleicht auch paranoid?

Die Bedrohung

Damit ist aber das Damokles-Schwert noch nicht komplett. Ein Teil der Pflanzen, für die ein Zulassungsverfahren in der EU läuft, erzeugen wie bereits erwähnt ihre eigenen Insektizide und andere chemische Substanzen. Beispielsweise SmartStax, es erzeugt sechs verschiedene Insektengifte in seiner Biomasse. Dies sowohl im oberirdischen Teil als auch im Wurzelwerk. Würde man diese sechs verschiedenen Insektengifte in einer Anlage in einem Bio-Reaktor erzeugen, wären hohe Auflagen, umfassende Kontrollen und penible Einzelzulassungen der Produktionseinrichtungen nötig.  

Produziert jedoch eine Pflanze diese Gifte, ohne Containment, ohne Kontrolle, ohne Gewerbeaufsicht, ohne jede Überwachung auf freigesetzte Rückstände oder Einhaltung der Richtlinien für die Chemische Industrie, dann scheint das denkbar, prinzipiell genehmigungsfähig und innerhalb des gesetzlichen Rahmens. Absurd. Beängstigend. Düstere Aussichten. Deprimierend.   

De facto stellt ein Acker mit diesen Pflanzen eine chemische Fabrik dar, die Insektizide herstellt. Meines Wissens gibt es keine Mindestmengenregel für die biotechnologische Produktion. Die Äcker mit derartigen Pflanzen müssten demnach auch de jure eine derartige Anlage darstellen und dem gleichen Zulassungsprozess unterworfen werden, wie wenn die Organismen nicht mit Wurzeln im Boden, sondern frei in einem Behälter schwimmen. Dann müsste jeder Acker als chemische Produktionseinrichtung zugelassen werden und anschließend wie eine solche überwacht werden.   

Dann hätte der absurde Spuk schnell ein Ende.    Was unterscheidet diese Sorten im Prinzip von möglichen Pflanzen, die DDT oder Dioxine produzieren? Wer garantiert, dass bei der In-Umor-Synthese keine derartigen Beiprodukte entstehen? Gewerbeaufsicht zieht Proben auf dem Acker? Bauer betreibt Umweltlabor und übernimmt Haftung? Was wenn eine Pflanze für den Anbau zugelassen wird, die nebenbei noch Produkte erzeugt, für die die Chemische Industrie wegen Gefährlichkeit und möglicher Kontaminationen keine Zulassung mehr bekommt? Wäre das dann ein Grund die Zulassung zu verweigern? Nur weil die Einzelmenge so klein ist?

Simple Solutions? Terrorizing Threat!

Dann könnte man auch die Brennstab-Endlagerung einfach lösen – wir vermahlen den ganzen Atommüll und verstreuen ihn so lange bis überall der Grenzwert erreicht wird. Angesichts derartiger Zustände kommen mir die Leviathans aus der TV-Serie Supernatural wie eine positive Utopie vor.

Der Terror (lat. terror „Schrecken“) ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen. Das Ausüben von Terror zur Erreichung politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Ziele nennt man Terrorismus.
Enzyklopädien

Nach dieser Definition in Wikipedia haben die Aktivitäten von Monsanto für mich die Qualität von Terrorismus. Und potentiell direkt und jeden Tag in meiner Lebenswelt.

Monsanto is depressing my mood.

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