Inzwischen ist es irrelevant wer FDP-Vorsitzender ist. Ohne jede zukunftsorientierte Programmatik, bar jeder liberaler Grundpositionen, besteht kein Bedarf mehr an dieser Partei. Die Umfrageergebnisse sind entsprechend.
Diese Partei wurde bei der Bundestagswahl 2009 von Wechselwählern mit einer Zweitstimme ausgestattet, um als Verstärkung und als Korrektiv zu den Unionsparteien zu wirken. Was die Wähler allerdings erhalten haben, war eine Bremse wo man Lockerung erwartete und eine Verstärkung an den Stellen an denen man Zurückhaltung wünschte. Klassischer Griff ins Klo.
In diesem Sinne hat Lindner durchaus richtig erkannt, die heutige Drei-Königs-Rede von Westerwelle ist den Hype nicht wert. Egal was er sagt, egal ob er Vorsitzender bleibt oder nicht, die FDP bleibt die gleiche Partei. Ihre Minister sitzen ihre Zeit in der Bundesregierung ab. Mit der nächsten Wahl verschwinden sie aus dem Bundestag. Genauso wie zuvor aus den Landtagen. Sie könnte Platz machen für eine liberale Neugründung ohne libertäre Anklänge.
Oder es ergibt sich eine Entwicklung wie bei den Grünen in den Frühzeit – eine Spartenpartei entwickelt sich zur Volkspartei weiter. Ein singuläres Themenfeld wird fest besetzt. Hier könnten sich die Spezialisten für Cyberliberalität, die Piratenpartei, zur Partei für Liberalität im Allgemeinen weiterentwickeln.
Die Frage ist, ob diese oder andere Kleingruppen die Chance sehen hier in die Bresche zu springen und mit breiter liberaler Programmatik die heimatlosen Liberalen einzusammeln.
Die FDP bleibt ein Haufen libertärer Neocons in der Tradition von Lambsdorff und Solms, egal wer Vorsitzender ist. Etwas was heute keiner mehr braucht.
Die liberalen Positionen von Friedrich Naumann, Rathenau, Dehler und ihren Nachfolgern finden sich schon lange nicht mehr in der FDP. Die Epigonen dieser liberalen Vordenker sind heute heimatlos. Dagegen haben Karrieristen von Zogelmann über Möllemann bis Westerwelle die FDP zu ihrer Spielwiese gemacht. Auf ihren Egotrips hinterlassen sie jedoch inner- und außerhalb der Partei nur verbrannte Erde.