Jeder kennt den Spruch, „Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten“, aber kaum jemand kennt die ursprüngliche Fassung und den Urheber dieses Gedankens.  

Paul Johann Anselm von Feuerbach, der Staatsrechtler und Begründer der Theorie des psychologischen Zwangs schrieb Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Werk „Betrachtungen über die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege“ im Zusammenhang mit der Errichtung einer Behörde zum Ausspähen der eigenen Bevölkerung:

Wer nichts zu verbergen hat,
scheut die Beobachtung nicht,
und wer den Beobachter scheut,
wird machen,
daß er nichts mehr zu verbergen hat.

Die Errichtung dieser Spionage hat seiner Ansicht nach nicht vorrangig die Aufgabe Informationen zu gewinnen, sondern die Bevölkerung zum Gehorsam zu erziehen und ihr genehmes Handeln beizubringen. Sie ist ein massenpsychologisches Instrument zur Disziplinierung und zur Dressur.   Der Staatsrechtler und Verfechter des psychologischen Zwangs als paternalistisches Instrument zur Ausübung von Herrschaft ist damit nicht nur Schöpfer des Spruchs, sondern auch Urheber der Idee mittels Überwachung die Bevölkerung zu maßregeln.

Grundlage waren seine Beobachtungen der Geheimpolizei im revolutionären und post-revolutionären napoleonischen Frankreich, deren Wirkung auf die Polizeiarbeit und Justiz und die Folgen auf das Verhalten der Bevölkerung. Mit seinen Büchern empfahl er die Anwendung dieser Erkenntnisse und Prinzipien seinem bayerischen Dienstherr, zur Sicherung der Machtverhältnisse im Absolutismus.

Aufgegriffen wurde diese Theorie von Joseph Goebbels und Hermann Göring, die damit den Erfolg der NSDAP absicherten und der eine als Parteiideologe und der andere als Innenminister die Schaffung von Blockwarten und Geheimer Staatspolizei betrieben um die Parteigänger und Bürger auf Linie zu bringen.

Im Jahr 2015 betreibt das Kabinett Merkel-Gabriel mit dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung einen erneuten und digital modernisierten Aufguss dieses alten und immer noch gültigen Prinzips. Die schiere Existenz der Überwachung soll bereits zu genehmem Verhalten führen, die Bevölkerung zur Linientreue und zu gefälliger Nutzung des Internets anhalten. Die Regierung benimmt sich damit nach den Lehren Feuerbachs wie eine Nanny, die offen sichtbar im Kinderzimmer einen Teddy mit Kamera aufstellt.

Orwells Dystopien waren sanfte Träume dagegen.  

Quellenhinweise: