Nicht die Intention des Urhebers macht die Beleidigung aus, sondern die Rezeption durch den Empfänger.

Was Böhmermann gesagt hat [*], war ein akademisches Lehrbeispiel einer Beleidigung, das erst durch den satirischen Kontext bewusst missverstanden werden kann. Aber dazu bedarf es einer aktiven willentlichen Handlung des Empfängers.

Du Arschloch.

Wer meiner Leser fühlt sich jetzt angesprochen? Wer zieht sich den Schuh an?

Keiner. Dann waren es nur Worte.

Einer? Mehrere? Jeder?  Wer identifiziert sich?

Und entsteht dann die Beleidigung durch das Schreiben des hier anonym adressierten Fäkalworts oder entsteht sie dadurch, dass jemand entscheidet es betreffe ihn?

Ist dann nicht der, der diesen Bezug herstellt, also der Beleidigte selbst, derjenige welcher erst aus dem Wort die Beleidigung macht? Sind Beleidigungen dann nicht immer Selbstverletzungen und Beleidigt-Sein ein Ausdruck von Borderline-Symptomatik, eine Art verbales „Ritzen“?

Was wenn jemand „Ziegenficker“ zu mir sagt? Bei Erdogan weiß man, dass da nichts vorhanden ist, das groß genug wäre um eine Ziege zu quälen, deshalb fehlt dort der tierquälerische Aspekt, womit es im faktischen Sinne keine Beleidigung sein kann. „Hühnerficker“ ist da schon substantieller. Und „Schweinekopfficker“ ist sogar bei manchen Staatsoberhäuptern eine Tatsachenbehauptung. Womit man sieht, dass der sexuelle Aspekt entsprechender Beleidigungen durchaus auch die Zuschreibung besonderer Leistungen sein kann.

 

Quellenhinweise: